Ein Vorort von Barcelona – es könnte, so die Protagonistin, der Vorort einer beliebigen Großstadt im westlichen Europa sein.
Aufwachsen als Mädchen und Frau zwischen der Freizügigkeit und den Bildungschancen der 90er Jahren auf der einen Seite und den scharfen Blicken des Vaters, der Brüder und der Nachbarn mit immer stärker werdenden religiösen und kulturellen Zwängen.
Die Protagonistin ist sprachlos: Bis zu ihrem zwölften Geburtstag durfte sie spielen, sich kleiden wie sie wollte, das Haus verlassen und genoss die gleichen Freiheiten wie ihre jüngeren Brüder. Doch mit ihrem zwölften Geburtstag ändert sich das alles. Da sie sich so wunderbar an die Vorschriften ihres Vaters hält, hat sie sich die Freiheit erkämpft, das Gymnasium besuchen zu dürfen. Doch die Vorschriften und Vorgaben werden immer strenger. Je mehr die Familie das Gefühl hat sozial abzurutschen, desto strenger wird die Protagonistin Zuhause und von sämtlichen Nachbarn kontrolliert, während das Dealen der Brüder großzügig übersehen wird.
Sie spielt das Spiel mit, ihr ist ihre Bildung wichtig, die für sie Freiheit bedeutet. Bis sie eine Freundin findet, die in einem freizügigeren Elternhaus aufwächst. Wie fast alle aus dem Viertel kommt auch sie aus einem der marokkanischen Dörfer, wie die Protagonistin. Doch ihre Eltern gewähren ihr die gleichen Freiheiten, die auch den Jungen des Viertel gewährt werden.
Dieser Freundin ist der Roman gewidmet. Über das Erwachsen werden, Freiheit, Familie und alte Rollenmuster. Ein eindrucksvoller, nachklingender Roman in Briefform. Von mir eine unbedingte Leseempfehlung!