Das leise Platzen unserer Träume

Wer kennt es nicht, das Gefühl der Ernüchterung, Enttäuschung und Traurigkeit, wenn sich Träume in Luft auflösen – manchmal mit lautem Knall, manchmal schleichend und leise, wie im neuen Roman von Eva Lohmann.

Jule träumt vom Glück auf dem Land mit Kindern, die in idyllischer Umgebung behütet aufwachsen und das Leben mit ihrem Mann David komplettieren. Doch die ersehnten Kinder bleiben aus und die Sprachlosigkeit und Distanz zwischen den beiden wird immer größer. Sie führen ein Leben nebeneinander, nicht miteinander, und doch verharren sie in ihrer Beziehung und keiner von beiden setzt einen Schlusspunkt. David sucht das, was ihm fehlt, in einer Affäre in der Stadt, Jule fragt sich währenddessen zu Hause, was schief gelaufen ist und wie sie an diesen Punkt gekommen sind – eine Situation, die nicht allzu besonders erscheint und sicher einigen von uns im Ansatz vertraut vorkommt. Was die Geschichte für mich aber interessant und originell macht, sind die zwei wechselnden Erzählperspektiven von Jule und – nein, nicht David, sondern Hellen – der Frau, mit der David sie betrügt. Zwei Frauen mit zwei völlig unterschiedlichen Lebensentwürfen, die trotz allem gar nicht so verschieden sind und für die man beim Lesen gleichermaßen Sympathie entwickelt.

Eva Lohmanns Roman erzählt leise und unaufgeregt vom langsamen Zerbrechen einer Beziehung, ermutigt dabei aber auch zu einem Neuanfang und zeigt, dass neue Träume möglich sind, wenn alte geplatzt sind. Eine Geschichte vom Loslassen und Neufinden – die perfekte Lektüre für den Herbst!

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