Buchhandelnde wissen, daß es Bücher gibt, die sich schwer tun, obwohl wir sie aus Überzeugung eingekauft haben. Sie finden einfach den Weg zur Kasse nicht. „Fucking fucking schön“ ist so ein Buch. Es geht darin um erste Male. Den ersten Sex, aber auch das erste Mal -unglücklich- verliebt sein, das erste Mal zusammen einschlafen, das erste Mal am nächsten Tag durch die Stadt laufen und die ganze Zeit grinsen müssen. Schwerlich Dinge, über die wir oft ins Gespräch kommen, geschweige denn in einer Buchhandlung.

Da ist Tini, eine der 4 Grazien der Schule die sich, 16-jährig, gar nicht grazil findet und es wissen will: sie schwänzt die Schule, traut sich in den Sex-Shop, wo sie einen Vibrator kauft und ihn zu Hause -er hat mindestens 4 Stunden Ladezeit- gar nicht mehr braucht, da sie den Rat der Verkäuferin – „das Wichtigste bist du selbst“ – beherzigt und sich zu helfen weiß. Es gibt Fabian, den Player, der Mädchenherzen bricht und ein Schwarzes Heft führt, in dem er Sex-Wertungen verteilt. Da ist Melek, die Fabian sagt, wie schlecht er im Bett ist, bevor er sich in sie verliebt. Leyla hatte auch schon was mit Fabian, ihr Image ist zwischen Slut und Beautyqueen, als sie mit Yasin zusammenkommt. Mit einem, der zuhört, von Leylas Eltern first friend approved, meine Lieblingsgeschichte.

Eva Rottmann, Deutsche Jugendbuchpreisträgerin 2024, bringt mit ihrem Geschichtenreigen 10 kurze Texte zusammen, die sich gut einzeln lesen lassen aber auch raffiniert miteinander verwoben sind, man geht auf dieselbe Schule. Die Stärke der Autorin ist, daß sie die emotionalen Zustände der Jugendlichen sprachlich einfühlsam abbildet. Sie spricht damit nicht nur Teenager an, sondern beschert auch Erwachsenen ein Wiedersehen mit Gefühlen, die uns ein Leben lang prägen. Ein Buch für alle ab dem Teenageralter aufwärts, für den Unterricht der Mittelstufe, schließlich: für diejenigen, die Ari und Tom, Protagonisten aus dem wunderbaren Roman der Autorin „Kurz vor dem Rand“ schon kennen. Entdecken Sie Eva Rottmann!