Crap

Unwahrscheinlich sind die Dinge, die sich im Leben des jungen Scott Mitte der 90er in den Bergen von West Virginia, genannt „Crapalachia“, ereignen. „Wir waren alle ein Haufen Freaks“: Großmutter Ruby, Mutter von 12 oder 13 Kindern, ist Dreh- und Angelpunkt der Familie. Ständig nennt sie ihn „Todd“, ist hypochondrisch, so sehr, daß sie sich aus Angst vor Brustkrebs vorsorglich die Brust entfernen lässt.

Scotts wichtigste Bezugsperson ist Onkel Nathan, der wegen einer Lähmung im Rollstuhl sitzt und sich von Scott in die Magensonde Bier einflößen läßt. Nathans Liebe zur Pflegerin Rhonda, die erwidert wird, endet tragisch durch die anmaßend eifersüchtige Großmutter.

Nach Rubys und Nathans Tod zieht der noch schulpflichtige irgendwie-ohne-Eltern-Scott zu seinem Klassenkamerad Little Bill, einem Zwangsneurotiker und seiner psychotischen Familie. Scott wird einige Jahre später auf derselben Schule, die er mit Bill besucht, als Aushilfslehrer landen.

Fazit: ein Buch, das man zu unterschätzen geneigt ist, so schmal und luftig es daherkommt, Wunderbar in den Liebeserklärungen an die Figuren, Publikumsbeschimpfung inklusive. Das Thema laut Scott: „Tick, tick, tick,“ das Erinnern an das Geliebte, das in ein Vergessen übergeht, in ein Nichts, über dem ein planloser Gott waltet, der die Welt als einen Witz erschuf. Unwahrscheinlich, aber wahr. (Klenkes Buchtipp August 2021, MH)

Scroll to Top