Herr Rudi

„Sonst verfolg ich dich mit meiner Geisterpfote und zwick dich in den Hintern.“ Livi ist seit 40 Jahren tot, doch ständig im Gespräch mit Herrn Rudi, der sie so vermisst wie ihre Zitronen-Orangen-Marmelade-Küsse, daß er ihren Grabstein umarmt. Herr Rudi ist Gerichtsvollzieher aus Salzburg, es kommt vor, daß er, der Pleitegeier, bei Pfändungen Geld verschenkt.

Herr Rudi liebt die Berge, den Regen und Katzenohrenmützen und wäre im nächsten Leben gerne Ente. Diese beobachtet er bei seinen Spaziergängen, wie sie sich auf der Salzach rückwärts treiben lassen, um jedes Mal wieder ein Stück nach vorne zu fliegen und ihn erneut quakend zu begrüßen. Ihm erscheinen sie wie viele gut gelaunte Sisyphusse bei der Arbeit. Manchmal will ihn sein Freund Fritz mit Frauen verkuppeln, die beim Sex Dirty Talk wollen: „Sag mir, daß ich Schulden hab, sag mir das!“. 2 Tage vor der Pensionierung ereilt ihn eine ärztliche Diagnose… 

Anna Herzig, österreichische Tochter eines Ägypters und einer Kanadierin, hat einen Roman in Miniaturen, kein monumentales Großereignis, ein kleines Buch zum Langsamlesen und Genießen geschrieben, das Schlaglichter auf das Leben eines besonderen Menschen wirft. Eine in leichtem, fast heiterem Ton erzählte Geschichte, die rührend, ich bin versucht zu sagen: glücklich endet.

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