Sie wollen Ärztin werden, Barbie und Polizistin, Fußballer und Musiker wie Papa, möchten mit dem Bruder im Garten unter dem Baum sitzen, einen Monat lang mal an nichts denken, einmal war duschen und ein eigenes Zimmer, ein Zuhause haben.
Davon träumen die Kinder aus den Flüchtlingslagern Moria (bis 2020) und Kara Tepe auf Lesbos heute.
Fast die Hälfte aller Menschen auf der Flucht weltweit sind Kinder.
Fotografin Alea Horst hat jetzt beim Klett-Kinderbuchverlag ein Buch über Europas vergessene Kinder im quadratischen Bilderbuchformat veröffentlicht. Darin sind ihre ganzseitigen Portraitfotos von Kindern aus den Flüchtlingslagern abgebildet, in denen sie seit sechs Jahren hilft.
Dazu erzählen die Kinder ihr von den Erlebnissen der Flucht zuvor, ihrem Alltag im Camp der Gegenwart und ihren Träumen der Zukunft.
Sie lädt ein, in die Gefühlswelt der Kinder einzutauchen, in ein halbes Leben lang auf der Flucht, nun hinter Stacheldraht und zu neunt in Zelten, um zu spüren, dass sie nicht nur erfahrenes Leid und Schmerz zeigen, sondern auch Kraft, Hoffnung in die Zukunft und Stärke.
Die offenherzigen Antworten und oft lächelnden Gesichter auf den Fotos der Kinder erklärt Alea Horst so: „Ich begegne den Menschen freundlich und hoffe auf einen Dialog. Sie lächeln zurück und vertrauen mir. Außerdem liebe ich es, mit den Kindern Quatsch zu machen.“
Wenn dieses Buch beim begleitenden Lesen mit ab Achtjährigen hilft, die Anteilnahme gegenüber Flüchtlingsschicksalen zu vergrößern, ist etwas gewonnen. Bestenfalls kann gemeinsames Lesen dazu führen, dass wir uns unseren Kindern gegenüber unserer Mitverantwortung stellen. 2021 hat Alea Horst einen Verein gegründet, für den sie Spenden sammelt. Die Fotos des Buches waren im April 2022 im Café M in der Dammstraße in Burtscheid ausgestellt und am 11. April gab es eine bewegende Lesung mit Alea Horst im Worthaus. Die Zeichnungen im Text steuert Mehrdad Zaeri bei.