Nordstadt ist auch im Ruhrgebiet das Gegenteil von Südviertel, die Menschen wohnen gedrängter und sind kniepiger. In diesem Teil der Stadt wohnen Nene, 25 Jahre, Bademeisterin (Schwimmmeisterin wäre korrekt) von Beruf, die mit einem früher mißhandelnden, „aufreizend asozialem“, jetzt hilfsbedürftigen Vater lebt, und Boris, unbeholfen und ein bißchen prollig, mit Beinbehinderung, arbeitslos, der Menschen erstmal grundsätzlich hasst, also..irgendwie sympathisch. Was schon ein Verdienst der Autorin ist. Denn beide lassen sich nicht unterkriegen und erleben einen Sommer der Liebe auf ihre Art.
Mit abwechselnd grobem und weichem Strich zeichnet die junge Lehrerin Annika Büsing mit ihrem deutschsprachigen Debüt die Umstände dieser Liebe, sie kann Nele und Boris mal rotzig und mal mitfühlend schildern. Die Erzählabfolge ist derart raffiniert, so daß man schließlich aufhört, Sinn in der Suche nach Chronologie zu suchen und sich ganz auf die einzelnen Episoden der 120-seitigen Geschichte einläßt. So daß am Ende gar nicht weiter stört, daß gar kein Ende in Sicht ist. (MH)